Kunst-Projekt der Hortkinder der Evangelischen Kita Spiesen zum Tag der deutschen Einheit
Wie erklärt man Kindern, dass mitten durch Berlin eine Mauer verlief, mit Grenzkontrollen und beschränktem Durchlass? Anlässlich des Tags der deutschen Einheit, der in diesem Jahr im Saarland ausgerichtet und gefeiert wird, haben sich die Hortkinder der Evangelischen Kindertagesstätte Spiesen intensiv mit der deutschen Einheit, der DDR und den Grenzen früher und heute auseinandergesetzt.
„Die Kinder bekommen mit, dass es heute wieder Grenzkontrollen gibt“, erzählt Daniel Vogel, stellvertretender Leiter der Kita Spiesen. Aus diesen Beobachtungen heraus entwickelten sich viele Gespräche mit den Kindern, über die man sich den Themen annähern könne. Vor dem Hintergrund des Mottos „Zukunft durch Wandel“ des diesjährigen Tags der deutschen Einheit entwickelten die Hortkinder zusammen mit dem pädagogischen Personal der Kindertageseinrichtung ihre individuellen Zukunftsvisionen und setzten diese in Kunstinstallationen um. Herausgekommen ist die Ausstellung „Blick durch die Mauer“, die kurzzeitig auch der Öffentlichkeit in der Elversberger Artotheke präsentiert wurde.
Die Themen, mit denen sich die Kinder zwischen sieben und elf Jahren künstlerisch auseinandersetzten, seien breit gefächert, sagt auch Vogel, der die Ausstellung gemeinsam mit den Teammitgliedern Sarah Bauer und Lukas Krumm angeleitet hat. Es gehe um Alltagsdinge wie das Smartphone, um Künstliche Intelligenz, aber auch um Krieg oder um die Rivalität zwischen dem lokalen Fußballverein SV Elversberg und einem anderen saarländischen Club. Daneben ergaben sich im Gespräch aber auch sehr persönliche Gedanken. „Ein Junge hat erlebt, wie sein Vater nach einem Bandscheibenvorfall trotz Schmerzen keinen Arzttermin bekommen hat“, erzählt Vogel. Das Kind habe sich daraufhin gefragt, wie das mit der Gesundheitsversorgung künftig aussehen werde. Heraus kam eine Darstellung, in der eine Hand versucht, eine Arztpuppe durch Münzeinwurf zum Laufen zu bringen. Auf einem anderen Bild geht ein Hügel voller Waffen in Flammen auf, ein Plädoyer für den Frieden. Also durchaus kritische Auseinandersetzungen mit dem Ist-Zustand, verbunden mit dem Wunsch nach Verbesserungen. Dass sich die Kinder mit all diesen wesentlichen Fragestellungen auseinandersetzten, sei nicht nur Teil des pädagogischen Konzepts zur Demokratiebildung der Kindertageseinrichtung, sondern auch gesellschaftsfördernd. „Die Zukunft unseres Landes entsteht hier“, betont Vogel. Darum möchte die Einrichtung ihre Kinder darin bestärken, an ihren Visionen für die Zukunft weiterzuarbeiten. „Ihr habt es in der Hand, dass ihr die Welt ein wenig besser machen könnt“, sagt Vogel daher insbesondere in Richtung der fünf jungen Künstlerinnen und Künstler, die bei der Ausstellungseröffnung anwesend waren.
Öffentlich präsentiert wurden die Werke in der Artotheke nur für wenige Stunden. Einzelne Kunstwerke werden aber in der Kindertagesstätte ihren Platz finden. Das nächste Projekt zur Demokratiebildung in der Einrichtung wird sicher nicht lange auf sich warten lassen.
Hintergrund:
Die Evangelische Kindertagesstätte Spiesen in Trägerschaft des Verbandes Evangelischer Kindertageseinrichtungen im Saarland (VEKiS) ist ein Erlebnishaus für Kinder von kurz nach der Geburt bis zum Ende der Grundschulzeit. Derzeit besuchen 170 Kinder die Einrichtung, die in die drei Abteilungen Krippe, Kindergarten und Hort unterteilt ist. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten gehören die Demokratiebildung und differenzsensible Pädagogik. Im Jahr 2024 wurde die Einrichtung zudem als eine der ersten Kitas der Nachhaltigkeit im Saarland zertifiziert.