05. Oktober 2025

Evangelische Kirche und Diakonie beim Bürgerfest zum Tag der deutschen Einheit in Saarbrücken – Ein Rundgang


Drei Tage Bürgerfest zum Tag der deutschen Einheit in Saarbrücken. Jede Menge Eindrücke, Angebote, Veranstaltungen. Viel mehr, als man mitnehmen kann. Evangelische Kirche und Diakonie waren mittendrin dabei. Ein beispielhafter Weg am TDE25 durch Saarbrücken auf der Suche nach ihnen...

Bedeckter Himmel bei gerade einmal acht Grad. Der Tag der deutschen Einheit in Saarbrücken präsentiert sich (noch) wenig gastfreundlich. Gerade ist der ökumenische Gottesdienst in der Ludwigskirche vorbei, die Ehrengäste machen sich auf den Weg zur Congresshalle, wo der offizielle Festakt unter Beteiligung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron stattfinden wird. Zeit für einen Rundgang über das Bürgerfest.

Kurzes Intermezzo nach dem Aufbruch: In der Eisenbahnstraße, auf halbem Weg zwischen Ludwigskirche und Ländermeile, kreuzen Polizeitrupps. Eine Demonstration samt Gegendemonstration hat begonnen. Im offiziellen Festbereich ist davon nichts mehr zu hören.

Entlang der Franz-Josef-Röder-Straße präsentieren sich die Bundesländer mit regionaltypischen Speisen und ihrem Markenkern. Mal wird Technologie gezeigt, mal Kultur. Bei den Bayern tanzen bayerische Gebirgsjäger zu volkstümlicher Musik. Die Schlosskirche, ehemals evangelische Residenzkirche, heute im Besitz der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, wird fast verdeckt durch die groß angelegten Aufbauten des Landes Nordrhein-Westfalen. Wer das Portal dennoch findet, kann im Innern an diesem Tag exklusiv vorab eine neue Ausstellung mit Buchschätzen aus der Stiftsbibliothek St. Arnual besuchen. Am Ende der Festivalmeile geht es über die Stadtautobahn. Auch über die Saar könnte man laufen, aber das kommt später.

Liebevoll gestaltet: Zeltpalast der Pfadfinder:innen

Etwas versteckt zwischen Sportangeboten für Kinder, an der Saar unterhalb der Bismarckbrücke, haben die Pfadis des Verbands christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) ihr Lager aufgeschlagen. Woanders wäre das nicht gegangen mit den eigenen schwarzen Zelten, die in deutlichem Kontrast stehen zu den weißen Pavillons der Festmeile. Wer sich aber auf den Weg macht, um sie zu suchen, wird in einem heimeligen Zeltpalast aus mehreren schwarzen Jurten am Lagerfeuer empfangen. Aktive in graublauer Kluft und mit Pfadi-Halsband heißen die Gäste willkommen. im Innern verbirgt sich wohl der authentischste Stand des Bürgerfests, gestaltet mit viel Liebe fürs Detail. Kinder und Familien können sich hier auf einen „Pfadi-Pfad“ in klein begeben – inklusive Waldromantik, Nebelmaschine, Stationen zum Entdecken der heimischen Flora und sogar einem „Bach“ im Zelt, den man mit Holzpflöcken überqueren kann. An Bierbänken gibt es Bastelangebote. 40 bis 50 Pfadis jeden Alters begleiten den Stand während des Bürgerfestes. Die ortsansässigen Stämme „Römer“ und „Scheidterhaufen“ hätten dafür auch Unterstützung vom Landesverband, dem VCP Rheinland-Pfalz/Saar bekommen, weiß Jan Paulus von der Stiftung vcp-rps.

Von Alt-Saarbrücken nach St. Johann

Eigentlich würde man gerne dort verweilen, aber die Festmeile ist noch groß. Der kürzeste – und nebenbei: abenteuerlichste – Weg in den Stadtteil St. Johann würde mit den Fähren des Technischen Hilfswerks direkt über die Saar führen. Doch am Anlieger steht schon eine Menschentraube. Trotz fortlaufendem Fährbetrieb ist mit Wartezeiten zu rechnen. Also lieber auf Schusters Rappen weiter zur Alten Brücke und rüber zum Staatstheater.
„Spione gesucht“ heißt es dort beim Bundesnachrichtendienst am Tblisser Platz, dem wohl auffälligsten Stand der Reihe der Verfassungsorgane. Die wissen eben, wie man sich (nicht) tarnt.

Stark frequentierte Straßen und ruhige Ecken

Die Sonne zeigt sich nun erstmals, die Straßen füllen sich. Wer ortskundig ist und ein Ziel hat, meidet die Hauptstrecke und nimmt Wege der Einheimischen. Durch den alten Torbogen zwischen Motel One und dem Evangelischen Gemeindezentrum ist es ruhig. Keine Poller versperren den Weg, die Tische vor dem Café gegenüber der Alten Evangelischen Kirche sind noch leer. Im Konzertsaal der Kirche wird es im Laufe des Tages noch einige Angebote der Hochschule für Musik geben.

Jetzt um die Mittagszeit ist in Richtung der Basilika St. Johann kaum noch ein Durchkommen. Direkt neben dem katholischen Gotteshaus, fast in einem eigenen Kosmos jenseits des Trubels, versteckt im Innenhof neben der Basilika, hat die Kirche der Jugend eli.ja einen Weinstand. Vielleicht wäre Glühwein ein passenderes Angebot bei dem kühlen Wetter gewesen als das Sortiment der Bischöflichen Weingüter (Marke „DOM“). Nur wenige finden um diese Zeit den Weg hierher, wo ansonsten nur noch die Unionstiftung ihren Stand hat. Dort hofft man auf mehr Interessierte durch das Konzert, das am Nachmittag noch in der Kirche stattfinden soll.  

Diakonie Saar mit lebensfrohem Stand

Ganz anders der Andrang auf der anderen Seite des Tores. In der Katholisch-Kirch-Straße haben die freien Wohlfahrtsverbände ihre Stände. Hier wird man von der Masse weitergeschoben. Auch die Diakonie Saar kann sich nicht über zu wenig Andrang beschweren. Bei ihnen sei „immer viel los“, freut sich daher Geschäftsführerin Anne Fennel. Unter anderem eine Fotoaktion und einen Frisierstand bietet die Diakonie für Besucherinnen und Besucher an. Wer möchte, kann sich die Haare strähnenweise in den Diakonie-Farben himmelblau und violett färben oder zu bunten Zöpfchen flechten lassen.

Stadtführungen des Kirchenkreisverbands und der Evangelischen Akademie

Wer zu einem bestimmten Zeitpunkt irgendwo sein möchte, muss sich frühzeitig auf den Weg machen. So auch zu den Stadtführungen, die der Evangelische Kirchenkreisverband An der Saar zusammen mit der Evangelischen Akademie im Saarland ausrichtet. Zu der Führung auf den Spuren jüdischen Lebens mit Thomas Hippchen (Geographie ohne Grenzen) haben sich nur wenige Menschen eingefunden. Später wird bekannt, dass es einige Interessierte nicht rechtzeitig in die Innenstadt geschafft haben – wegen des überlasteten Nachverkehrs. Diejenigen, denen es gelungen ist, folgen dem Vortrag mit Interesse, weil nicht nur auf Punkte hingewiesen wird, die man sehen kann, sondern auch vieles, was man nicht (mehr) sehen kann.

Panel 250 Mark in der Ludwigskirche

Gerade noch rechtzeitig zurück an der Ludwigskirche herrscht hier schon wieder großer Andrang. Viele Gäste möchten das frisch sanierte Gotteshaus besichtigen, das in diesem Jahr sein 250-jähriges Jubiläum gefeiert hat. Zu diesem Anlass hat der slowakisch-norwegische Banknoten-Künstler Matej Gábriš einen 250-Mark-Schein Saarland-Ludwigskirche entworfen. In einer Veranstaltung „Kirche, Kunst und das liebe Geld“ präsentiert der Künstler, der sich auch als Designer für die neue Euro-Banknotenserie beworben hat, seine Objekte und seinen Schein. Später wird er die Sammlerstücke auch signieren.

Inzwischen ist es dunkel geworden vor der Ludwigskirche. Die Festivalmeilen entlang der Saar sind festlich erleuchtet. Viele Menschen essen und feiern, am Abend folgen noch Konzerte auf den Bühnen, unter anderem mit Rea Garvey.
Alles an dem einen Tag mitzunehmen – praktisch unmöglich. Und so war auch dieser Rundgang nicht mehr als ein individueller Weg, exemplarisch für viele Erlebnisse an diesem Tag.





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